KALLSTADTER SAUKERL

„De eschte Trump … “ | ARD-Mediathek

(In unserer leicht abweichenden Parallelrealität ist Toni Trumps Großvater Friedrich auch Friseur gewesen. 20 Jahre nach seiner Auswanderung ist er aus den Vereinigten Staaten in die Pfalz zurückgekehrt. Dort hat er den Grundstein für das Familienunternehmen „Trump-Prestige“ gelegt, das sein Enkel Toni zu einem Barbierstuben-Imperium mit 24 Filialen in Rheinland-Pfalz und eines überregional erfolgreichen Kosmetikunternehmens gemacht hat. Ansonsten unterscheidet sich Toni jedoch kaum von seinem uns wohl bekannten Pendant, Donald aus den USA.)

Der Pfälzer Lokalmatador Toni Trump, der es als „Udo Walz von der Pfalz“ immer wieder mal in die Klatschspalten der Zeitungen schafft, ist ein reaktionäres Großmaul, für den Frauen Menschen zweiter Klasse sind (noch niedriger rangieren „Ausländer“). 

Toni steht in seinem mit Marmor und glänzendem Messing zugepflasterten Salon und schneidet seinem Stammkunden Erwin (65) die Haare. Flink schnippelt Trump mit der Schere. Man erhält erste Einblicke in die Gedankenwelt des Protagonisten. „Wie war de Urlaub?“ – „Deier, viel zu deier“ – „Nää, du verdienscht zu wennisch. Wann de Urlaub zu deier is, verdienscht du zu wennisch.“ Ein junger Mann betritt den Salon. Er sammelt Unterschriften für die Bürgerinitiative “Autofreie Ortsmitte“, wird aber kurzerhand von Tonis Kollegen und Handlanger Jakob aus dem Laden geschmissen. Kurz darauf kommt Trumps Tochter Jeannette in den Laden, eine barbiehafte Schönheit von 35 Jahren. Unter Tränen berichtet sie Toni, dass sein Enkelsohn Friedrich beim Fußball elf zu null gegen Schifferstadt verloren hat.

Krisensitzung in der Trumpschen Traumvilla am Dorfrand. Das schöne Hausmädchen Melania verteilt Kuchen. Zu Trumps Rechten sitzt Ehefrau Ilona, die genauso aussieht wie Melania, nur älter. Zu seiner Linken haben Jeannette und Enkelsohn Friedrich Platz genommen. Toni erzählt Friedrich stolz von dessen Ur-ur-Großvater Friedrich, der trotz größter Widerstände vor 120 Jahren erfolgreich für seine Wiedereinbürgerung ins Deutsche Reich gekämpft und somit den Grundstein für das heutige Friseur-Imperium gelegt habe. Wenn sein Namensvetter damals nicht gekämpft hätte, gäbe es heute keine Traumvilla, keine 24 Filialen und 120 Angestellten. Und: Fußball sei nun mal ein Kampfsport. Trump brüllt lauter als Godzilla: „Wann du siehscht, dass du net gewinne kannscht. Dann muscht du die zammetrete. Dann muscht du denne die Knoche bresche!“

Kallstadt ist im Faschingsfieber. Bei einem Jugendspiel der Fußballfastnacht sieht Trump (Hauptsponsor und dadurch Ehrenvorsitzender des 1. F.C. Kallstadt) wie Enkel Friedrich, zum ersten Mal in seinem Leben ein richtig brutales Foul spielt und dafür vom Platz fliegt. Trump ist gerührt. Tränen treten in seine Augen.

Zur gleichen Zeit auf der Hauptstraße hält Tonis Ehefrau Ilona Trump mit ihrem Porsche Cayenne vor Marco Obermann, dem Sohn des Kallstadter Bürgermeisters, der gerade den Verkehr zählt. Sie fragt nach der Unterschriftenliste und lässt sie sich ins Auto reichen, um dann mit quietschenden Reifen davonzufahren.

Im Salon sind alle schon verkleidet. Die ganze Familie ist zusammengekommen, um der Generalprobe für Tonis großen Auftritt bei der heutigen Prunksitzung beizuwohnen. Im Cäsar-Kostüm singt Toni seinen neuen Fastnachtshit, „Isch bin de Bescht“ frei nach Tina Turners „Simply The Best“, um anschließend alle Anwesenden um ein Feedback zu bitten. Alle sind begeistert. „Letscht Johr war subba. Un des Johr is subbarer“.

Das Idyll wird jäh gestört, als Marco Obermann hereinkommt, um seine Unterschriften zurückzufordern. Denn das bedeutet, dass der Sohn des amtierenden Bürgermeisters mit dessen Billigung, Unterschriften für die teuflische „Autofreie Ortsmitte“ sammelt. Toni, der Hauptstraßenanrainer und Besitzer einer umfangreichen Autosammlung, ist außer sich.

Große Prunksitzung. Alles, was in Kallstadt Rang und Namen hat, ist zusammengekommen. In seiner Büttenrede überquert Toni konsequent die Grenzen des Erlaubten und des guten Geschmacks. „Ihr wissen jo. De Drumb kann sisch alles erlauwe. Isch kennt mitte uff de Hauptstroß äner dotschieße. Des det mer kenner iwwel nemme.“ Der Saal tobt. Alles läuft bestens. Bis er es dann doch zu weit treibt und einen menschenverachtenden Witz vom Stapel lässt – „Isch hab nix gege Auslänner. Also nix, was hilft.“ -, den der anwesende Bürgermeister Obermann nicht unkommentiert lassen kann. Es kommt zum Wortgefecht, in dessen Verlauf Toni Obermann vor der versammelten Gemeinde als Unterstützer der Autofreien Ortsmitte outet.  Gerangel zwischen den beiden und Toni rammt dem Bürgermeister den Kopf in die Brust. Allerdings stellt er sich dabei so ungeschickt an, dass er sich selbst k.o. schlägt.

In einer Traumsequenz erscheint ihm Julia Klöckner als Engel, hängt Toni die güldene Kette des Kallstadter Bürgermeisters um und übermittelt ihm eine frohe Botschaft. „Du wirst von nun ein regierender Friseurmeister sein. Und der Obermann, der soll sich mal verpissen.“

Aus der Bewusstlosigkeit erwacht geht Toni aufs Podium zurück und verkündet seine Kandidatur zum Kallstadter Bürgermeister. Er fordert Bernd Obermann zum Rededuell. Aber Obermann erklärt überraschend, dass er gar nicht mehr antreten wolle, sondern stattdessen in seinen Beruf als Maschinenbauingenieur zurückkehren werde. Daraufhin bittet er seine Frau Hilla auf die Bühne, die Kreisvorsitzende der Bad-Dürkheimer Grünen. Sie verkündet nun ihrerseits die Kandidatur. Es entwickelt sich eine erste Debatte zwischen den beiden, die von Toni so bösartig geführt wird – „Ach weescht was, Hilla: so ä kläänes bissl Sexismus bei der Partnerwahl hätt sisch de Bernd schunn erlauwe derfe“ –, dass er mit seinen Worten eine Saalschlacht provoziert. Große Prunksitzung, dann Bürgerkrieg